Im Gespräch mit Peter Hoffmann

Peter Hoffmann ist freiberuflicher Kommunikationsdesigner, Illustrator und Autor von drei Büchern. Mit seiner Familie lebt er seit über 20 Jahren in Köln. In unserem aktuellen Programm bietet er zwei Zeichen-Kurse an. Einer davon beschäftigt sich mit dem Thema „Urban Sketching“.

Im Interview erzählt er über seine Kurse, seine Liebe zum Zeichnen und wie sich analoges und digitales Zeichnen voneinander unterscheiden…

 

Im letzten Jahr hast du schon in einigen Modulen im Mappenkurs unterrichtet. Nun bietest du zum ersten Mal zwei eigene Kurse im Werkhaus-Programm an.  Worum geht es in deinem Kurs? Was kann ich bei dir lernen? 

In einem Kurs geht es in erster Linie geht es ums Zeichnen. Das ist das, was ich gelernt habe und was ich weitergeben kann. Man lernt zeichnerische Grundlagen, das Zeichnen nach bestimmten Gestaltungsprinzipien. Das lässt sich super transferieren auf alle möglichen anderen Sparten der Zeichnung.  

Mein zweiter Kurs ist ein klassischer Urban Sketching Kurs. Wir gehen raus und gucken uns Architektur an oder bestimmte Orte. Es ist eine schöne Art an der Welt und am Leben teilzunehmen, finde ich. Man sitzt mittendrin und zeichnet Architektur und Szenen und Menschen und das, was ein Stadtbild lebendig macht. Man kann das im ganz Kleinen machen, mal ein Haus zeichnen zum Beispiel, aber man kann auch ganze Szenen zeichnen.  

 

Welche Fähigkeiten muss ich mitbringen, damit ich an deinem Kurs teilnehmen kann? Damit ich anschließend in der Eisdiele sitzen und meinen Nachbarn skizzieren kann?

Wenn man sich einlässt, kann jeder zeichnen lernen. Man betrachtet Konturen und überträgt sie aufs Blatt. Immer wieder schaut man hin, behält die Kontur im Kopf und setzt sie aufs Papier. Und tatsächlich, nach diesem Mantra, macht man das so ein Leben lang. Man muss sich nur einlassen auf diesen manchmal nicht unanstrengenden Prozess. Hinschauen, im Kopf behalten, zeichnen. Das ist das grundlegende Prinzip: Hinschauen, im Kopf behalten, zeichnen. Das ist immer gleich und das kannst du auch.  

Im Kurs kann ich dann an ganz vielen Punkten unterstützen. Damit man sich nicht im Kreis dreht, an bestimmten Knackpunkten nicht weiterkommt oder sich nicht in Kleinigkeiten verliert.  

 

Ich kann also auch mitmachen, wenn ich noch völlig unerfahren bin? 

Na klar! Dafür sind die Kurse ja da. Die Menschen an dem Punkt abzuholen, an dem sie eben sind. Das kann ganz am Anfang sein. Ich persönlich finde das sogar spannend. Das ist interessant, weil dann noch so alles offen ist. Je fortgeschrittener du bist, desto mehr Hürden gibt es, desto mehr Herausforderungen gibt es dann. Das ist auch spannend. Dann gibt es neue Dinge, die hinzukommen, bei denen ich dann auch begleiten kann.  

Manchmal hat mach auch Zweifel, Selbstzweifel, die jede künstlerisch arbeitende Person kennt. Ich kenne die auch gut. „Okay, eigentlich mache ich das schon seit 20 Jahren, kann ich das überhaupt?“ Und sich das dann immer wieder mit jeder Zeichnung neu zu beweisen, das ist Teil des Weges. Das lernen die Teilnehmer:innen der Kurse auch. Es lebt nicht von der einzelnen perfekten Zeichnung, sondern von diesem kontinuierlichen, langen Weg, den ich auch immer noch gehe. 

 

Dein Portfolio zeigt ganz unterschiedliche Kunstformen. Du arbeitest als Illustrator und Zeichner, aber auch als Bildhauer. Vor allem deine freien Arbeiten sind bemerkenswert. Komplex und tiefgründig. Was ist der Schwerpunkt deiner Arbeit? 

Am liebsten zeichne ich ganz sicher. Das hat verschiedene Schattierungen, weil ich viele Bereiche meines Berufes ganz toll finde. Die Herkunft aus dem Grafikdesign, diese große Schnittmenge zur Illustration und auch zu freien Arbeiten. Ich probiere einfach gerne viele Sachen aus und ich finde, dass diese unterschiedlichen Bereiche sich auch immer gegenseitig befruchten und die auch mich und meine Arbeit lebendig halten. Aktuell gestalte ich z.B. ein Buch für einen Autoren, das ist viel kleinteilige Arbeit. Dann ist es gut mal eine Skulptur zu machen oder eine Zeichnung. Die erlaubt dann wieder anders durchzuatmen. Es spielt alles miteinander und das finde ich nach wie vor toll. Mir die Welt im Kopf ein bisschen anzueignen. Ich möchte hinschauen, dokumentieren und mir das so aneignen. Ohne das besitzen zu wollen. Da ist Zeichnen ein super Weg.  

 

Das klingt ein bisschen auch wie eine Passion. Wie sehr hat das, was du tust auch mit deinem Leben und deiner Biografie zu tun?  

Ganz ursprünglich war es sicher eine Neigung. Ich habe es einfach gerne gemacht. An meinem Zeichentisch gesessen und Formen entwickelt oder gezeichnet. Und wenn ich darüber nachdenke, warum, dann spielt das ein bisschen ein, was ich eben meinte.  Sich so die Welt anzueignen und auf diese Weise am Leben teilzunehmen mit den Dingen, die ich gut kann. Über diese Gestaltung am Leben teilzunehmen und auch einen Beitrag zu leisten zu unserer Alltagskultur. Im Dialog mit Auftraggebern oder mit Studierenden oder mit Menschen gemeinsam etwas zu entwickeln, am Leben teilzunehmen und dann so was in die Welt zu setzen, was eine Substanz hat, das finde ich total schön. Das Coole an diesem Beruf ist, dass man wirklich ein Produkt erstellt, was sichtbar ist und was im besten Falle Bestand hat. 

 

Du hast einige Bücher veröffentlich, zuletzt über digitales Zeichnen. Was unterscheidet das digitale Zeichnen vom analogen Zeichnen?
 
Im Grunde ist dieser Prozess des Zeichnens vollkommen identisch. Das digitale Zeichen hat ganz pragmatische Vorteile. Es lässt sich viel leichter editieren, man kann es leichter veröffentlichen. Man hat viel mehr Möglichkeiten Zeichnungen in andere Medien zu transferieren. Im Job zeichne ich fast ausschließlich digital, weil der Prozess bis zur Veröffentlichung so schnell geworden ist. Das wäre analog nicht mehr denkbar. Darum geht es auch in den Büchern. Man erfährt, wie man sich das digitale Zeichnen erschließen kann.  

Im Moment imitiert das digitale Zeichnen das analoge Zeichnen immer perfekter. Aber unsere Sehgewohnheiten sind ja noch total analog. Mittlerweile kannst du digital Aquarelle malen, da siehst den Unterschied nicht. Das ist so perfekt geworden. 

Darüber hinaus ist digitales Zeichnen auch auf dem Weg, eine eigene Kunstform zu werden.  Sie imitiert nicht analoge Mittel und ist trotzdem für sich eigenständig. Das ist ein total spannender Punkt. 

 

Was brauche ich, um digital Zeichnen zu können? Reicht ein Tablet?  

Man braucht ein ganz einfaches iPad. Es muss nicht mal ein iPad Pro sein. Im Grunde sind es ja auch nur Linien, kein Videoschnitt oder 3D Rendering. Es ist, was die Rechnerressourcen betrifft, total niederschwellig. Man braucht irgendein Tablet. Es gibt mittlerweile sogar eine Software for free. „Sketchbook“, zum Beispiel, ist eine freie Software.  Die kostet nichts und mit der kann man amtlich zeichnen. Ich nutze die auch für meinen Job. Und damit kann man 90 % aller zeichnerischen Probleme auf einem Tablet lösen. Das wäre so eine Minimalausstattung. Die reicht aber völlig.  

 

Eigentlich kommst du aus Koblenz. Trotzdem hast du vor ein paar Jahren ein Köln-Skizzenbuch herausgegeben mit sehr treffenden Zeichnungen über Köln und Kölner. Wie kam es dazu?  

Das Köln-Buch ist mir aus meinem Netzwerk zugeflattert. Eine Connection über einen Bekannten und einen guten Freund von mir, Felix Scheinberger und Dieter Jüdt. Das sind auch zwei Zeichner, die ähnliche Bücher herausgegeben haben. Ich habe dann dieses Skizzenbuch über Köln gemacht. Ich war jetzt auch nicht total der Falsche, weil ich schon lange in Köln wohne. Seit 23 Jahren. Da hatte ich schon das Gefühl, dass ich das gut darstellen kann. Ich habe noch echt viele Ecken entdeckt und war ganz happy über den Umstand, dass es eine Stadt ist, die noch so Geheimnisse hat. Anders als bei Koblenz. Irgendwann kennst du da jeden Stein. Und Köln ist groß genug, dass es da immer noch was Neues zu sehen gibt. Ich bin auch ganz happy über das Ergebnis. Es ist eine schöne Betrachtung über die Stadt rausgekommen. 

 

Du schriebst mal: „Seitdem ich zeichne, möchte ich, dass … jede – aber auch jede – Linie wie selbstverständlich an die ihr angemessene Stelle fällt. … Alles, ​was ich vor meinem vierzigsten Lebensjahr angefertigt habe, ist nicht das, was ich mir vorstelle. Aber ​so langsam wird es. Im Alter von 100 Jahren werde ich große Fortschritte gemacht haben.“ 
Welchen Tipp hast du für Menschen, die mit dem Zeichnen beginnen wollen, damit jede Linie an die ihr angemessene Stelle fällt? Was braucht man? Worauf muss man achten? 

Lustig, dass du das gefunden hast. Mit meinem Tipp reihe ich mich ganz sicher ein in eine lange, lange Reihe von Menschen, die sich für Zeichnen interessieren. Und ich kann da leider nicht mit neuen Erkenntnissen auftrumpfen. Es ist ganz sicher das Üben. Die Grundregeln des Zeichnens sind total schnell erklärt, das lernst du auch in meinen Kursen.  Wir werden alle Grundprinzipien des Zeichnens einmal anreißen. Die sind dann alle bekannt. Ab dann kann man wirklich ein Leben lang üben. Das Schwierige ist, sein Leben so einzurichten, dass diese Kontinuität möglich ist. Das ist nicht ganz trivial. Da geht es mir wie vielen. Man macht es eine Weile und dann hört man wieder auf.  Dann ist es schwer anzuknüpfen und es wird wie so eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio. Damit das Zeichnen lebendig ist, muss man immer wieder umrühren und neue Sachen lernen.  

Der beste Tipp ist üben. Kontinuität. Sich einen Lehrer suchen, der einem einen berät. Der einem sagt, welche Medien da, welche Ressourcen man am besten nutzt. Man kann auch total viel über YouTube lernen. Es gibt Kanäle über Kanäle über das Zeichnen und man steht vor einem Ozean mit einem Löffel davor. Es ist sehr wichtig, da nicht den Weg sich nicht zu verlieren. Da ist vielleicht ein Austausch mit einem Lehrer ganz gut. Also für wenigstens das erste halbe Jahr. 

 

Lieber Peter, was für Einblicke und was für ein spannendes Gespräch! Danke dir dafür!  

Sie haben Lust von Peter Hoffmann das Zeichnen zu lernen? Am 22.03. startet der erste Zeichenkurs "Zeichnen leicht gemacht” bei uns am Johannishof. Und im September geht es mit Peter raus in die Stadt zum “Urban Sketching”.  

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