Armin Burghagen - eine neue Ausstellung am Alanus Werkhaus

Betritt man das Foyer des Alanus Werkhauses sieht man sich aktuell einem sehr breiten, querformatigen Gemälde gegenüber. Zu sehen sind – man möchte sagen – zwei Haufen aus Linien. Der linke hell und überzogen von ruhigen, wellenartigen Furchen, der rechte dunkel, verworren, kratzig. Das Bild ist kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine entstanden und eine direkte Reaktion auf die sich überstürzenden Ereignisse. Es ist eine Visualisierung einer aus den Fugen geratenen Welt – persönlich emotional sowie global politisch. Ordnung und Chaos, Dunkel und Hell, Ruhe und Beunruhigendes, fließende Bewegung und starres Gerüst, all das vereint in verschiedenen Farbschichten, die in dynamischen Bewegungen auf das Papier gebracht zu sein scheinen.

An dem Gemälde mit dem Titel „Weltordnung“ werden ganz wesentliche Züge von Armin Burghagens künstlerischer Arbeit sichtbar. Der ehemalige Tänzer und Choreograf übersetzt den unmittelbaren, emotionalen Ausdruck der körperlichen Bewegung in Linien auf den Malgrund. Es ist der immer wiederkehrende Versuch eine visuelle Sprache für innere Bewegung und Regung zu finden. Es ist das Festhalten einer Geste, ohne dass sie starr wird und ihre Lebendigkeit und Spontanität verloren gehen. Im Gegenteil die Momenthaftigkeit des tänzerischen Augenblicks scheint in der Linie ihren Widerhall zu finden.

Dass dies nicht mit Schnelligkeit verbunden sein muss, zeigen weitere Arbeiten der Ausstellung wie „immunity“ aus 2020. Ein zartes Raster von schwarzen Vierecken überzieht die untere Hälfte des Bildes und legt sich wie ein leichtes Netz über die darunterliegenden Farbschichten. Die minutiöse Feinarbeit des zeichnerischen Details offenbart ein geduldiges, kontinuierliches Arbeiten. Sie ist ruhig und durchdacht wie eine Choreografie von langsamen Bewegungsabläufen, die durch Präzision und Kontrolle nichts von ihrer Kraft einbüßen.

Es ist ein Spiel von Zufall und Kontrolle. Es sind gezeichnete Linien, gemalte Spuren, gekratzte Riefen, in Farbe gedrückte Rillen, die im ständigen Spannungsfeld zwischen Grafik und Malerei vermeintliche Grenzen zwischen beiden Disziplinen auflösen, verdichten und überlagern.

In neueren Arbeiten geht Armin Burghagen weiter. Mit dem ungewöhnlichen Material der Kohlestofffaser, das sonst in der Raumfahrt eingesetzt wird, gelingt es dem Künstler diese Überlegungen ins Dreidimensionale zu überführen. Die Auseinandersetzung mit diesem Werkstoff begann in der künstlerischen Zusammenarbeit mit Olga Sitner. Hier entstanden umfangreiche Rauminstallationen mit dem Ziel zeichnerische Größen räumlich dauerhaft zu verorten. In Arbeiten wie „on wire“ oder „Hope 1 und 2“ greift Armin Burghagen diese Idee für sein solistisches Schaffen auf und verbindet sie mit seinen Gemälden und Grafiken. Auf kleinerem Raum als in den gemeinsamen Installationen verselbstständigt sich die Linie auch hier ins räumliche Format und entwickelt hier ihren eigenen erzählerischen Duktus – wie ein Tanz, der im Raum seine Geschichte entfaltet.

 

Text: Lena Selge

 

 



AKTUELLE KURSE mit ARMIN BURGHAGEN

Freie Malerei. Die Bildwirkung mittels zeichnerischer Malerei intensivieren

04.04.2025 - 06.04.2025

Ein spannender Dialog zwischen Malerei und Zeichnung individualisiert die Bildsprache und verstärkt ihre Wirkung. Eine bewusste Setzung von Linien in malerische Kontexte hat einen zeitgenössischen Charakter, der den Betrachtenden einerseits emotional als auch intellektuell fordert. Das Verweben der Gattungen zu einem interessanten Verhältnis fordert neue gestalterische Wege und erfrischt die Wahrnehmung. An diesem Kurstermin verwischen Sie die Grenzen der Malerei mit zeichnerischen Mitteln und erproben spannende Verknüpfungen.

Dafür erarbeiten Sie eine Serie zu einem selbstgewählten Motiv bzw. Thema in unterschiedlichen technischen und stilistischen Ausführungen und Gewichtungen. Den Schwerpunkt bildet die eigene künstlerische Arbeit, bringen Sie daher gerne Vorlagen und Motive sowie eigene (Bild-)Ideen mit. Anhand von Bildbesprechungen, einzeln und in der Gruppe, entwickeln Sie weiterführende Schritte zur Umsetzung Ihres individuellen malerischen Ausdrucks.

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Freie Malerei. Der künstlerische Prozess – Mutig den Zufall steuern

26.09.2025 - 28.09.2025

Oft faszinieren die locker gearbeiteten ersten Entwürfe, doch der nachfolgende Prozess der Umsetzung verdünnt diese starke Wirkung. Es scheint, dass geführtes Arbeiten dem Bild die Kraft nimmt. Ein Weg zur erneuten Aktivierung des Bildes ist es, die Richtung des Auftrages zu verändern und mutig Unerwartetes einzusetzen, um das Schöne und Geplante zu überwinden. Lebendiger Ausdruck, Charme und Energie entstehen mitunter durch zufälliges „unkorrektes“ Agieren.

Sie erweitern in diesem Kurs Ihr handwerkliches Repertoire an Ausdrucksformen durch spielerische Experimente und sammeln Erfahrungen, damit zufällige Techniken bis zu einem gewissen Grad steuerbar werden. Den Schwerpunkt bildet die eigene künstlerische Arbeit, bringen Sie daher gerne Vorlagen und Motive sowie eigene (Bild-)Ideen mit. Anhand von Bildbesprechungen, einzeln und in der Gruppe, entwickeln Sie weiterführende Schritte und Ansätze zur Umsetzung Ihres individuellen malerischen Ausdrucks.

 

 

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