Die Kunst der Achtsamkeit

Der Begriff „Achtsamkeit“ scheint omnipräsent zu sein und begegnet uns ständig: In den Medien, bei Seminarangeboten und im beruflichen Kontext. Dabei ist die Achtsamkeitspraxis keine neue Erfindung, sondern hat eine jahrtausendalte Tradition. In der Buddhistischen Kultur sind achtsamkeitsbasierte Praktiken tief verwurzelt und auch im Christentum tauchen sie als Kontemplation auf. Doch wie gelang der Transfer in unsere heutige Lebens- und Arbeitswelt?

Starten wir mit einem kleinen Experiment: Setzen Sie sich bequem hin, schließen Sie die Augen und tun Sie NICHTS. Was nehmen Sie wahr? Sind Sie gelangweilt, genervt, entspannt? Können Sie Ihren Atem spüren oder rasen tausend Gedanken durch Ihren Kopf? Willkommen in der wichtigsten Übung der Achtsamkeitspraxis – dem Wahrnehmen!

„Achtsam zu sein heißt nichts anderes, als aufmerksam auf alles zu achten und die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Es geht nicht darum, irgendetwas zu verändern.“ Diese Definition stammt vom Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn, der neben dem buddhistischen Mönch Thích Nhất Hạnh als wichtigster Wegbereiter der modernen, westlichen Achtsamkeitspraxis gilt.

Unsere Arbeits- und Lebenswelt sieht oft anders aus: Wir hetzen von Termin zu Termin, sind mit unseren Gedanken in der Vergangenheit oder der Zukunft und versuchen mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Falls wir einen Moment der Ruhe spüren, ist die Versuchung groß, diese Lücke mit Social Media zu füllen. Das ist alles kein Problem, solange wir dies bewusst tun und genau hier setzt die Achtsamkeitspraxis an. Es geht nicht darum einen Zustand andauernder Glückseligkeit zu erreichen, sondern „einfach“ im Hier und Jetzt zu sein. Wie schwierig das sein kann, haben Sie möglicherweise in unserer Übung erfahren. Doch keine Sorge, Sie sind in guter Gesellschaft! Es ist die Aufgabe unseres Geistes – auch „monkey mind“ genannt – zu denken. Nichtstun und Nichtsdenken ist deshalb kaum möglich, aber kontrollier- und wahrnehmbar.

Und welchen Mehrwert hat Achtsamkeit im Berufsalltag? Dozentin Dr. Taiya Mikisch sagt: „Achtsamkeit sollte nicht als Optimierungswerkzeug verstanden werden. Im Vordergrund steht der Kontakt zu uns selbst. Das kann auch bedeuten, dass wir durch eine Achtsamkeitspraxis merken, dass wir in einem dauerhaften Überlastungsgefühl stecken und es zunächst darum geht, der eigenen Regeneration Zeit zu geben.“

Und was hat das alles mit Kunst zu tun? Künstlerisches Tun richtet ganz automatisch den Blick auf das Hier und Jetzt. Wenn wir ein Bild malen oder eine komplexe Zeichnung erstellen, können wir nicht nebenbei telefonieren, an einer Videokonferenz teilnehmen oder im Internet surfen. Dozentin und Kunsttherapeutin Beate Jakob ergänzt: „Wenn wir Kunst mit Achtsamkeitstechniken verbinden, können wir Oasen des Nichtstun erschaffen.“

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