Die Wirkung von Social Presencing Theater im Kontext transformativer Prozesse

Social Presencing Theater, kurz SPT, ist kein Theater im üblichen Sinne. Es ist eine soziale Kunstform. Ein Weg, komplexe individuelle und kollektive Systemzustände ganzheitlich durch Körper und deren Bewegung sichtbar zu machen.  

In einer von Achtsamkeit geprägten Atmosphäre werden gemeinsam Übungen ausgeführt, die Körper und Geist, Aufmerksam-Sein, Dialog und Stille kombinieren. Anstatt Dinge ausschließlich zu durchdenken, werden diese verkörpert, um zusätzliche Perspektiven zu gewinnen. Unbewusstes kann ausgedrückt und durch gegenseitige Resonanz hervorgehoben werden. Durch die körperliche Annäherung an Fragestellungen des privaten oder beruflichen Kontextes, z.B. eines „Feststeckens“ in einer Situation, zeigen sich neue, oftmals überraschende Lösungswege. Der Blick verändert sich – und tatsächlich verweist das Wort „Theater“ auf dessen ursprüngliche, griechische Wortwurzel: „théa” = das Anschauen, die Schau. 

SPT wurde von Otto Scharmer und Arawana Hayashi im Rahmen des Change-Management-Ansatzes Theorie U am MIT und Presencing Institute in Boston mit dem Ziel entwickelt, das kreative Potential von Systemen (Gesellschaften, Unternehmen, Individuen) zu erforschen und zu entfalten. Es ist eine spielerische Methode zur Begleitung von Veränderungsprozessen, welche sowohl bei der Arbeit mit Einzelpersonen als auch mit Gruppen eingesetzt werden kann. 

Es macht über den Körper systemische Dynamiken sichtbar und vermittelt uns ein Gespür für Zustände und Beziehungen. Veränderungsbedarf wird unmittelbar erfahrbar gemacht und im Zusammenspiel von Individuum und Gruppe werden neue, oft überraschende Lösungsimpulse gefunden. Über eine verfeinerte, offene Wahrnehmung des Körpers wird ein Zugang zu einer intuitiven Intelligenz ermöglicht, den wir für uns allein oder in einer rein rational moderierten Runde nicht finden würden. 

Social Presencing Theater wird in unterschiedlichen Kontexten von Persönlichkeitsentwicklung bis zur Unterstützung von Transformation komplexer sozialer Systeme in Unternehmen und Gesellschaft eingesetzt. 

Spezifische Übungen unterstützen dabei drei Phasen von Veränderung: 
 

  1. Vertiefung der Wahrnehmung und Verkörperung des Ist-Zustandes 

  1. Loslassen des Alten und Öffnung für das, was geboren werden will 

  1. Erkennen, Aufnehmen und Verdichten von Handlungsimpulsen 

Ausgewählte Methoden des SPT (wie z.B. das 4D-Mapping) lassen sich besonders für unternehmerische Herausforderungen nutzen, z. B. wenn es darum geht, tiefgehende Transformationen und Paradigmenwechsel zu initiieren und kreativ zu begleiten. 

U.a. durch Lehraufträge an Hochschulen in Würzburg, Jena und Alfter konnte unser Dozent Dirk Bräuninger auch umfangreiche Praxiserfahrungen in der Vermittlung des Social Presencing Theaters im Bildungsbereich sammeln. Bei der Arbeit mit den Studierenden wurde dabei die stärkende Wirkung verkörperten, unmittelbaren Lernens sichtbar. Im Studium, ansonsten dominant kognitiv gefordert, wird das Einüben verkörperter Wahrnehmung von den Studierenden als sehr bereichernd angenommen. Im Zusammenspiel mit der Grundlagenvermittlung der Theorie U erschließt sich die tiefgehende Wirkung und transformative Kraft des SPTs. Die achtsamen Praktiken schulen die individuelle, soziale und systemische Wahrnehmung und vermitteln neben Erkenntnisgewinn zugleich eine achtsame Grundhaltung zu sich selbst, anderen und der Welt.    

Dabei haben die Übungen von SPT eine wohltuende Wirkung auf Körper und Geist und sind so auch eine effektive Möglichkeit der individuellen Achtsamkeitsschulung und Burnout Prävention. Die Übungen des SPT unterstützen einen vertieften Umgang mit persönlichen und sozialen Bedürfnissen. Die Dominanz des "antreibenden" Kopfes wird zugunsten körperlicher und emotionaler Wahrnehmung "zurechtgerückt". Anders als bei achtsamen vorgegebenen Körperübungen wie z.B. im Yoga, geht es beim SPT zunächst darum, eine offene Wahrnehmung für unseren Körper zu schulen und uns aus antrainierten Mustern zu lösen. Der Körper wird dabei zum sensiblen Sensor, um Überlastungssituationen frühzeitig zu erkennen und Veränderungspotenziale achtsam in Handlung umzusetzen. 

Bereits 2019 hat Otto Scharmer hierzu aufgezeigt, welche Bedeutung Achtsamkeit und besonders das Social Presencing Theater für das Gelingen einer systematischen Transformation der Gesellschaft hat. Achtsamkeit ist dabei keine Methode zur Selbstoptimierung, sondern, besonders durch die Erweiterung in die soziale und systemische Dimension, essenzielle Grundlage für jede Form von Veränderung. Eine Vermittlung achtsamer Methoden wird so zum integralen Bestandteil von Bildung, um den sich abzeichnenden notwendigen massiven Wandel solide zu verankern und die Fähigkeit zu bewusstem und nachhaltigem Handeln zu stärken. 

 

Ein Text von Dirk Bräuninger und Dr. Lena Selge 

 

Unsere Angebote im Rahmen des SPT:

Social Presencing Theater (SPT) – Grundlagenkurs

06.04.2024–07.04.2024
Sa. 10:00–17:00 und So. 09:00–16:00 Uhr
Sichern Sie sich bis zum 08.03.2024 noch den Frühbucherpreis: 330 Euro

Social Presencing Theater (SPT) – Aufbaukurs

14.09.2024–15.09.2024
Sa. 10:00–17:00 und So. 09:00–16:00 Uhr

Neben dem Angebot zu den Grundlagen- und Aufbaukursen zum Social Presencing Theater ist das Alanus Werkhaus im Mai 2024 auch Veranstaltungsort zweier Programme (Dharma Art, 17.-20. Mai, und Achtsamkeitsbasierte Transformation in Schule & Hochschule, 21.-23. Mai) mit der Begründerin des Social Presencing Theater Arawana Hayashi. Weitere Infos dazu finden Sie hier.

Wir freuen uns darauf, Sie bei uns begrüßen zu dürfen.
Ihr Alanus Werkhaus-Team

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