„Jeder war vollkommen akzeptiert“ - Interview mit Martha Engelfried, Mappenkurs-Teilnehmerin 2024

Martha Engelfried hat im April den Mappenkurs abgeschlossen. Seit zwei Wochen studiert sie Bildende Kunst an der Alanus Hochschule. Sie hat uns erzählt, wie wichtig für sie die Gemeinschaft im Mappenkurs war, wie die Zeit ihr Selbstvertrauen gestärkt hat und über ihre Leidenschaft für Illustration.

 

Du hast im Frühjahr den Mappenkurs bei uns am Werkhaus abgeschlossen? Was sind für dich die wichtigsten Erkenntnisse, die du gewonnen hast?

Ich glaube, dass ich vorher sehr selbstkritisch war, was meine Kunst und auch irgendwie was so meine sozialen Interaktionen angeht.
Und danach bzw. währenddessen hab ich das Gefühl gehabt, dass ich sehr gut auf Menschen zugehen kann und dass Menschen auch auf mich zugehen. Ich hab immer sehr viel Bestätigung für meine Kunst bekommen, aber es war irgendwie mein Alleinstellungsmerkmal. Dann so viele Leute um mich herum zu haben, die das auch als Alleinstellungsmerkmal haben, war am Anfang ein bisschen schwierig für mich. Weil ich Angst hatte, dass ich untergehe. Aber es war gar nicht so, es war einfach so ein großes Miteinander und ich fand es mega schön.


Wie geht es weiter bei dir? Studierst du? Und wenn ja, wo?

Ich studiere jetzt Bildende Kunst hier an der Alanus Hochschule und bin in der zweiten Woche, es ist heute hier praktisch mein dritter Tag.
 

Du hast ja im Mappenkurs sozusagen schon „Alanus-Luft“ geschnuppert. Was ist jetzt im Studium anders?

Es ist anders als im Mappenkurs, weil es mit mehr Verantwortung einhergeht.
Ich hab das Gefühl, es geht halt jetzt um meine Zukunft. Vorher durfte ich ja eher machen, was ich will. Jetzt ist es ein bisschen strukturierter, was ich ganz gut finde und ich freu mich auf jeden Fall. Ich krieg jetzt sehr viel Input in jedem Bereich, den ich vorher schon angeschnuppert habe. Und es ist es auf jeden Fall ein bisschen anstrengender als davor. Aber es ist nichts, was mich jetzt überfordern würde oder so. Es ist ganz cool.
 

Wie schön, dass du dich für die Alanus Hochschule entschieden hast. Wie kam es dazu?

Ich wohn in Alfter und kannte die Alanus Hochschule schon immer. Ich hab immer Studierende gesehen und wusste, die gehören zu Alanus. Ich wollte schon immer Kunst studieren, zumindest, seit ich weiß, dass ich studieren möchte. Ich find es einfach auch mega schön hier. Ich hab mich auch bei anderen Unis beworben und hätte auch theoretisch dort hingehen können. Aber dadurch, dass der Mappenkurs mir so gut gefallen hat und ich wusste, dass hier Leute hingehen, die ich schon im Mappenkurs kennengelernt habe, fand ich das sehr naheliegend. Ich finde das Angebot, was die Alanus bietet, einfach deutlich umfangreicher als das von anderen Kunsthochschulen, die ich mir so angeguckt habe. Am meisten gefallen hat mir, dass ich das Gefühl hatte, hier bin ich am besten aufgehoben.
 

An welchen Kunsthochschulen hättest du auch studieren können?

Ich hab mich in Essen beworben, an der HBK, und in Düsseldorf. Die fanden mich auch cool. Essen wäre jetzt ein Stück weg gewesen, da hätt ich umziehen müssen. Nach Düsseldorf wäre ich vielleicht gependelt. Es war auch schön dort, aber ich glaub dadurch, dass ich hier das Gefühl hatte, ich werde so ein bisschen aufgefangen, weil ich die Leute schon kenne, ist das naheliegend gewesen für mich.
 

An der Kunstakademie in Düsseldorf angenommen zu werden, ist ja schon ein echtes Highlight!

Ja das ist schon cool.
 

Welches Wissen aus dem Mappenkurs hilft dir jetzt beim Studium?

Ich hatte mich vor dem Mappenkurs immer nur mit Malerei und Zeichnen beschäftigt. Im Mappenkurs andere künstlerische Aspekte und künstlerische Bereiche kennenzulernen, hat mir voll geholfen. Ich glaube, dass ich auch dahingehend selbstsicherer geworden bin und mich mehr drauf freuen kann. Vorher hatte ich immer so eine Ablehnung gegenüber Fotografie zum Beispiel.
Alleine, dass ich das im Mappenkurs gemacht habe und auch so professionelle Unterstützung bekommen habe, war einfach irgendwie voll schön.
Ich bin jetzt auch, was Malerei angeht, also zum Beispiel beim Farben mischen, beruhigter. Ich hatte das davor zwar auch schon gemacht, ist aber ein bisschen untergegangen, weil man ja Farben einfach aus der Tube drücken kann. Die jetzt auch so mischen zu können, ist schon ganz cool. Es ist nicht so mehr so ein Angang, wenn ich was Neues anfange.
 

Hättest du dir noch etwas anderes vorstellen können, als Kunst zu studieren?

Ich hab schon sehr viel Zeit in die Kunst reingesteckt, deswegen dachte ich, es wäre schon am besten, wenn das klappt. Ansonsten wäre ich gerne in den Tierschutz gegangen oder geh ich vielleicht auch noch.
Köchin hätte ich mir auch vorstellen können, aber für mich ist es am besten Kunst zu machen. Es macht mir am meisten Spaß und ich hab am meisten Erfolg damit.
 

Was war für dich das Besondere an der Zeit im Mappenkurs? Was ist außergewöhnlich? Was hat dir besonders gut gefallen?

Besonders gut gefallen haben mir vor allen Dingen die Leute und die Dozierenden. Es war einfach niemand unwillkommen und jeder war vollkommen akzeptiert. Man hat sich sehr angenommen gefühlt. Wenn man davor irgendwie mal so n bisschen angeeckt ist bei Leuten, war man plötzlich in so einer großen Familie.
Und es war schon sehr lehrreich, auch was man von den anderen mitgenommen hat.
Ich glaube, dass kein Funken Neid da war. Es war einfach nur ein gegenseitiges voneinander lernen und sich respektieren. Sich dafür begeistern, was andere Leute können und was man selbst daraus so ziehen kann, das fand ich, glaub ich, am besten. Abgesehen von den Dingen, die man gelernt hat, war es dieses Zwischenmenschliche. Das war schön, ja.
 

Ihr hattet einen eigenen Atelierplatz, oder?

Der eigene Atelierplatz im letzten Monat, das war die beste Zeit. Davor hatte man auch jede Woche seinen eigenen Platz, aber der hat halt nach einer Woche gewechselt. Das war auch für alle richtig und wichtig. Aber seinen eigenen zu haben, das war schon sehr gut. Alleine eine eigene Unordnung reinbringen zu können und niemand kann sich beschweren.  Du hattest deine eigene Ordnung und einen Platz, wo du immer hinkommen konntest, egal wie spät du gekommen bist. Das war schon sehr toll. Immer, wenn ich da saß, hab ich gearbeitet. Dazu das eigene Mindset, was auch noch wichtig war und gutgetan hat.
 

Wie hast Du erlebt, dass es so viele unterschiedliche Dozent:innen gab?

Ich fand das sehr besonders. In der Schule hatte ich nur eine Lehrerin. Die fand ich ganz toll, aber sie konnte einem von ihrer Expertise her immer nur bis zu einem gewissen Punkt etwas beibringen. Dadurch, dass wir im Mappenkurs so eine Bandbreite an Menschen hatten, die ganz unterschiedliche Expertisen mitgebracht haben, fand ich das unglaublich lehrreich. Wir hatten zum Beispiel Peter. Der macht größtenteils Illustrationen, das fand ich total begeisternd. Dadurch konnte man sich irgendwie so ein kleines Ziel setzen: okay, da könnte ich irgendwann mal hinkommen.
 

Illustration ist etwas, was dich besonders lockt?

Ja, schon. Ich bin da noch nicht so weit, wie ich es gerne hätte, aber dafür studier ich ja jetzt Kunst. Illustration macht mir schon mit am meisten Spaß. Charaktere entwickeln und Comics zu machen, das find ich schon am coolsten. Einen eigenen Stil zu entwickeln, das würd ich gerne verfolgen, ja.
 

Was hat dich am Peter besonders begeistert?

Peter war einfach mega witzig, also sehr humorvoll. Das fand ich mega ansprechend. Und er hat uns gesagt, dass er jeden Tag mindestens 30 Minuten Zeit investiert, um was Neues zu zeichnen. Egal in welcher Stimmung es ist oder egal, wieviel Zeit er hat. Er hat uns dann einen Prozess gezeigt, wie er von Tag zu Tag besser geworden ist. Ich fand das total inspirierend, weil ich auch ganz oft keine Lust oder keine Kraft dazu habe, irgendwas zu entwickeln. Alleine jemanden vor mir sitzen zu haben, der sehr offen war mit seinen Gefühlen und seinen Erlebnissen und zu wissen, dass es Menschen gibt, die das auch haben, und die es trotzdem schaffen. Dann kann ich das auch schaffen. Das war schon sehr ermutigend.
 

Für wen ist der Mappenkurs aus deiner Sicht besonders geeignet?

Ich glaube für alle Menschen, die kunstinteressiert sind. Aber auch für die, die Berührungsängste haben oder Angst haben, sich im Studium zu verlieren. Oder die nicht wissen, wie sie auf Leute zugehen können. Die irgendwie Angst haben, ihre Komfortzone zu verlassen. Es war schon am ersten Tag nach der Begrüßung gar nicht mehr beängstigend, gar nicht mehr fremd.Ich glaube, dass dieses Miteinander vielen Leuten sehr viele Perspektiven öffnet. Du lernst alles kennen, was Kunst angeht und jeder Bereich macht Spaß und ist so gut gestaltet, dass du das Gefühl hast, du kannst richtig was daraus machen. Es gibt dir ganz viel Selbstvertrauen und Freude. Und ich denke, dass es für alle Menschen gut ist, die ein bisschen Halt brauchen vielleicht.
 

Kann man auch ohne Kurs eine gute Mappe zusammenstellen, mit der man sich zum Kunststudium bewerben kann?

Ich glaub schon, dass das geht, aber ich persönlich hätte das nicht hingekriegt. Ich hab auch ganz viele Sachen außerhalb vom Mappenkurs gemacht, auch Dinge die ich schön finde, auf die ich auch stolz bin. Aber diese Mappenlegung war schon besonders.
 

Wie seid ihr vorgegangen?

Wir haben alle immer zusammen eine Mappe gelegt und uns so viel Zeit gelassen. Auch diese Menge an Kunstwerken, die man erschaffen hat in dieser kurzen Zeit. Am Anfang hieß es, man schafft so 200 Sachen während des Kurses. „Niemals werde ich 200 Sachen in 5 Monaten machen“, dachte ich. Aber doch, ich hatte sogar deutlich mehr. Alleine diese Auswahl zu haben und zu wissen, dass ich zwischen Dingen auswählen kann. Und ich hab Zeit dazu und Leute, die mir helfen, das Richtige auszuwählen.
 

Welchen Vorteil hatte die Mappenlegung für dich?

Es gibt einem oder mir zumindest in diesen Mappenprüfungen ganz viel Halt. Zu wissen, dass das schon abgesegnet worden ist von Leuten, die Ahnung haben. Alleine diese Zeit hätte ich ja ohne den Mappenkurs gar nicht gehabt, weil ich mir die nicht genommen hätte. Ich glaube, dass das viele Leute unterschätzen. Mit dem Kurs ist man auf jeden Fall gut vorbereitet.
 

Jemand denkt darüber nach, Kunst zu studieren, aber hat noch keinen rechten Plan, wie er oder sie vorgehen soll. Welchen Tipp hast du für sie oder ihn?

Ich würd schon den Tipp geben, sich auf jeden Fall einen Mappenkurs zu suchen oder zumindest Leute, mit denen man zusammenarbeitet oder gleichzeitig arbeitet. Einfach Dinge machen, auf die man Bock hat. Also nicht nur von Pinterest abmalen.
Auch wenn das jetzt so bisschen stumpf klingt, aber ich glaub so fangen die meisten Leute an, in Pinterest irgendwelche Kunstwerke abzumalen. Inspiration kann man sich ja holen, aber dann sollte man selbst arbeiten und mit Leuten zusammen Dinge erstellen. Ich glaube, man lernt so viel von anderen Leuten, die einem auch Bestätigung und Lob geben und auch nochmal mit einem anderen Blick drauf gucken. Das ist voll wichtig.

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Liebe Martha, vielen lieben Dank für das Gespräch. Toll, dass du so viel lernen konntest und dich so wohl gefühlt hast bei uns im Mappenkurs. Ganz viel Erfolg und vor allem viel Freude beim Kunststudium an der Alanus Hochschule.

Ein weiteres Interview mit unserer Mappenkurs-Teilnehmerin Pia Doğa Yaren Aydin finden Sie hier: „Es ist egal, was da vor dir liegt. Schau mal nur die Linien an.“ – Im Gespräch mit unserer Mappenkurs-Teilnehmerin Pia Doğa Yaren Aydin (alanus.edu)

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Das Interview mit Martha führte Katharina Bertulat.

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Weitere Infos zum Mappenkurs gibt es hier:

Studienvorbereitung: Mappenkurs

KUNST PUR/Studienvorbereitung 28.10.2024–28.03.2025

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