Um diese Frage zu beantworten, ist es gut, sich anzusehen, wie Kunst funktioniert. Darüber hinaus stellt sich die Frage: Was sind neue Perspektiven?
Was die Kunst betrifft, gibt es drei Ansätze:
1. Künstlerisches Arbeiten nach Plan
Man kann nach einem bestimmten vorgefassten, durchdachten Plan arbeiten. Ich würde das den „kognitiven Ansatz“ nennen. Oft wird angenommen, dass dies der Ansatz überhaupt ist, während ich davon ausgehe, dass man, wenn man sich nur auf diesen Blickwinkel beschränkt, in einem Hamsterrad landet. Das Denken kann das Denken nicht ohne weiteres erweitern. Dazu braucht man Erfahrungen aus dem Alltag, die das Denken nähren und es auch an der Realität prüfen.
2. Erfahrungsbasiertes Vorgehen
Ein zweiter Ansatz ist also der des „Erfahrens“. Man beginnt mit einem Material, mit Farben, mit Klängen und Bewegungen, ... um zu improvisieren. Von dort aus sammelt man Erfahrungen und beginnt zu entdecken, dass es Gesetze gibt, sowohl technische als auch künstlerische. Man entdeckt zum Beispiel die Elemente, aus denen eine Skulptur besteht, oder als Maler, wie sich die Farben zueinander verhalten. Ein Musiker wird entdecken, dass es Intervalle gibt und dass man eine Komposition mit Rhythmus und tonalen Abständen erreichen kann. Zum Glück können wir von den Erfahrungen anderer profitieren und müssen das Rad nicht ständig neu erfinden.
3. Ausdruck verleihen
Ein dritter Blickwinkel sind die „Qualitäten“. Es gibt nichts, was nicht eine qualitative Wirkung hat. Denken Sie an leicht - schwer, offen - geschlossen, fröhlich - traurig, konfrontativ - entgegenkommend, spannend - ausgeglichen... Man betritt hier eine Welt, die man durchfühlen kann. Dieses Gefühl hängt mit Stimmungen zusammen, von denen unsere Seele zu jeder Zeit durchdrungen ist. Und wir versuchen, diese Stimmungen auszudrücken. Wir tun dies mit Hilfe unseres betrachtenden Denkens, das versucht, diese Qualitäten in den Griff zu bekommen, indem es ihnen Begriffe zuordnet. Und wir bringen sie mit Hilfe unserer Erfahrung zum Ausdruck, die uns gelehrt hat, wie man etwas ausdrückt. Auf diese Weise verbindet diese dritte Perspektive die erste und die zweite. Sie veranlasst uns, mit dem Gefühl zu denken oder mit dem Denken zu fühlen. Und sie hilft uns, mit Gefühlen zu handeln. So wird der Bogen eines guten Geigers, wenn er ein Lied spielt, von seinem Gefühl geleitet, von seinem Denken betrachtet und von seiner Erfahrung gegründet.
Wenn man sich der drei oben genannten Bereiche bewusst wird, erlangt man die Freiheit, sich zwischen ihnen zu bewegen. Die Kunstschaffenden reflektieren ihre Werke, fühlen sich in das Werk hinein und setzen es auf bestmögliche Weise um. Dabei sind sie teilweise mit der irdischen Realität und teilweise mit der Welt des Bewusstseins verbunden. Wären sie nur in der irdischen Realität, würden sie im Hamsterrad landen. Die irdische Welt ist die der endlichen Möglichkeiten, die des Bewusstseins ist die der unendlichen Möglichkeiten.
Der zweite Teil der eingangsgestellten Frage lautet: neue Perspektiven einnehmen. Ich möchte diesen Begriff befragen. Sind es neue Perspektiven im Denken über die Dinge? Sind es neue Perspektiven innerhalb unseres Erfahrungsbereichs und unserer Fähigkeiten? Oder sind es welche in unserem Gefühlsleben, in dem Sinne, dass wir zum Beispiel eine neue Liebe entdeckt haben, oder dass wir feststellen, dass uns Hass nicht weiterbringt?
Perspektiven erneuern sich auf natürliche Weise, wenn sie sich durch diese drei Felder bewegen, das des kontemplierenden Denkens, das des fühlenden Erlebens und das des erfahrenden Handelns. Voraussetzung ist natürlich, dass wir uns (selbst)bewusst mit diesen Feldern auseinandersetzen.
Wer Kunst betreibt, beginnt intensiver zu leben und gewöhnt sich daran, die Perspektive zu wechseln, da jedes neue Werk eine andere Sichtweise erfordert. Sonst fängt ein:e Künstler:in an, sich zu wiederholen, was auf Dauer langweilig wird. Ich möchte den Begriff „Kunst“ und „Künstler:in“ auf all jene Lebensbereiche ausdehnen, in denen Menschen die Absicht haben, etwas Neues in die Welt zu setzen, zu schaffen.
Dazu braucht man allerdings „Zeit“, von der viele behaupten, sie nicht zu haben. Für mich beginnt die Kunst jedoch genau dort, nämlich mit der Entscheidung, sich Zeit für das Schaffen zu nehmen. Zeit wird hier zu Intensität. Wir schaffen einen freien bewussten Raum, um von dort aus zu erschaffen, was die Welt brauchen könnte, was auf uns zukommt, und was inspiriert.
Dabei geht es eigentlich gar nicht um einen Perspektivwechsel, sondern um das Mitsurfen mit den Bedürfnissen, Impulsen und Inspirationen, die wir im Laufe der Zeit erleben. Dabei ist das Einzige, das sich nie ändert, die Veränderung selbst. Es geht darum den Transformationsprozess bewusst wahrzunehmen, zu durchfühlen und aktiv mitzugestalten. Wenn wir das „Kunst“ nennen, stellen wir nicht mehr die Frage, mit der dieser Diskurs begann. Vielmehr würden wir uns fragen: Was läuft da schief, wenn dieser Perspektivenwechsel nicht funktioniert?
Unsere Kurse mit Jaak Hillen:
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Der erste Teil der Weiterbildung bietet eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem eigenen künstlerischen Potenzial. Gemeinsam mit dem renommierten Künstler und erfahrenen Prozessbegleiter Jaak Hillen wecken und entwickeln Sie Ihre innere künstlerische Haltung. Durch die Schulung in verschiedenen künstlerischen Techniken wie Malerei, Bildhauerei und Installationskunst wird der kreative Prozess eindringlich erlebt und erforscht.
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Der Transfer in verschiedenste Berufsfelder – ob in der sozialen Arbeit, der Pädagogik oder in der Teamentwicklung – steht dabei im Mittelpunkt. Sie lernen mit künstlerischen Impulsen zu unterrichten und Workshops zu leiten. Sie werden als Begleiter:innen von Menschen in verschiedensten Lebens- und Arbeitssituationen geschult und erlernen Methoden für den Einsatz in unterschiedlichen Lern- und Beratungssettings. Die intuitive Entwicklung und die Fähigkeit, kreative Potenziale in anderen zu wecken und zu fördern, sind zentrale Themen.